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Bilder aus der Fleiner Geschichte

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Zarautz – Burgos

   Unsere nächste Etappe führt uns durch das Hochland in südwestlicher Richtung; in Miranda de Ebro queren wir den wichtigsten Fluss Spaniens. Wir sind immer noch in Navarra, als wir im Jahr 1233 auf ein weiteres wichtiges Ereignis stoßen: König Heinrich (VII.) schenkt dem Heilig-Geist-Spital in Wimpfen "das Patronatsrecht über die Kirche von Flein und die Kirche selber mit all ihrer Habe und dem Zehnten, mit dem sie ausgestattet ist". Auch darüber ließe sich noch vieles erzählen - warum Heinrich nur der "Klammersiebte" genannt wird, dass wir hier schon die Verflechtung von Königsgut und staufischem Familiengut sehen, die auch 1188 zum Ausdruck kommt, und dass auf diese Weise schließlich die Fleiner Kirche an den bayrischen König gekommen ist.

Wir gehen auf die letzte Etappe; 88 km trennen uns noch von Burgos, vielleicht reisten wir auf einem Esel, eine Woche ist sicher eine realistische Zeit für diesen Weg. Wir bleiben im christlichen Teil Spaniens, Burgos war nie maurisch, im Gegenteil: Es wurde wohl im 9. Jahrhundert als Befestigung im Kampf gegen die Mauren gegründet.

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Dass wir hier auf unsere Urkunde stoßen, ist kein Zufall: Burgos war seit dem 11. Jahrhundert Krönungsstadt der Könige von Kastilien. Und die Geschichte, die wir abschließend erzählen, handelt von König Alfons VIII. von Kastilien und seiner Tochter Berengaria, dem Goldvögelchen, wie sie Gerhard Raff in seinem Fleiner Festvortrag genannt hat.

Ein internationales Vertragswerk: Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, verbündet sich mit Alfons VIII. von Kastilien; sein Sohn Konrad, genannt von Rothenburg, 1188 gerade 16 Jahre alt, wird der spanischen Prinzessin Berengaria, acht Jahre alt, versprochen. Konrad übergibt der Braut als Morgengabe eine große Anzahl von Gütern, darunter auch Besitztümer in Flein.

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Der Vertrag, der in Seligenstadt am Main unterzeichnet wurde, regelt weiter die nächsten Schritte bis zur Eheschließung, die jedoch aufgrund der politischen Lage nicht vollzogen wurden. Immerhin reiste Konrad zusammen mit den Abgesandten des kastilischen Königs nach Carrion, auf halbem Weg zwischen Burgos und Leon, vielleicht sogar auf der Route, die wir genommen haben. Dort wurde die Hochzeit gefeiert, und Konrad kehrte nach Deutschland zurück. Weihnachten 1190 sollte Berengaria zusammen mit der vertraglich vereinbarten Mitgift von schier unglaublichen 1000 (oder je nach Umrechnung sogar 2000) kg Gold. Aber sie kam nicht: Die antistaufische Partei hatte die Verbindung hintertrieben, 1191 erklärte der Papst die Ehe für ungültig.

Vielleicht war das besser so: Der staufische Kaisersohn Konrad scheint kein Glanzstück der Menschheit gewesen zu sein; er wird als "sinnlich wild und gewalttätig" beschrieben und fand ein unrühmliches Ende.

Wir tauchen wieder in der Gegenwart des Jahres 2000 auf, nach 1680 km quer durch Westeuropa, nach 820 Jahren. Es war eine weite Reise, aber sie hat uns die Grundzüge unserer Geschichte vor Augen geführt - der Fleiner wie der europäischen. Und sie hat uns in den langen Etappen auch die langen Zeiträume gezeigt, in denen sich Geschichte entwickelt; vielleicht können wir jetzt ein bisschen besser ermessen, wie lange 820 Jahre sind.

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