Bilder aus der Fleiner Geschichte17Zarautz Burgos |
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Unsere nächste Etappe führt uns durch das Hochland in
südwestlicher Richtung; in Miranda de Ebro queren wir den wichtigsten Fluss Spaniens. Wir
sind immer noch in Navarra, als wir im Jahr 1233 auf ein weiteres wichtiges Ereignis
stoßen: König Heinrich (VII.) schenkt dem Heilig-Geist-Spital in Wimpfen "das
Patronatsrecht über die Kirche von Flein und die Kirche selber mit all ihrer Habe und dem
Zehnten, mit dem sie ausgestattet ist". Auch darüber ließe sich noch vieles
erzählen - warum Heinrich nur der "Klammersiebte" genannt wird, dass wir hier
schon die Verflechtung von Königsgut und staufischem Familiengut sehen, die auch 1188 zum
Ausdruck kommt, und dass auf diese Weise schließlich die Fleiner Kirche an den bayrischen
König gekommen ist. Wir gehen auf die letzte Etappe; 88 km trennen uns noch von Burgos, vielleicht reisten wir auf einem Esel, eine Woche ist sicher eine realistische Zeit für diesen Weg. Wir bleiben im christlichen Teil Spaniens, Burgos war nie maurisch, im Gegenteil: Es wurde wohl im 9. Jahrhundert als Befestigung im Kampf gegen die Mauren gegründet. |
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Dass wir hier auf unsere Urkunde stoßen, ist kein Zufall:
Burgos war seit dem 11. Jahrhundert Krönungsstadt der Könige von Kastilien. Und die
Geschichte, die wir abschließend erzählen, handelt von König Alfons VIII. von Kastilien
und seiner Tochter Berengaria, dem Goldvögelchen, wie sie Gerhard Raff in seinem Fleiner
Festvortrag genannt hat. Ein internationales Vertragswerk: Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, verbündet sich mit Alfons VIII. von Kastilien; sein Sohn Konrad, genannt von Rothenburg, 1188 gerade 16 Jahre alt, wird der spanischen Prinzessin Berengaria, acht Jahre alt, versprochen. Konrad übergibt der Braut als Morgengabe eine große Anzahl von Gütern, darunter auch Besitztümer in Flein. |
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Der Vertrag, der in Seligenstadt am Main unterzeichnet wurde,
regelt weiter die nächsten Schritte bis zur Eheschließung, die jedoch aufgrund der
politischen Lage nicht vollzogen wurden. Immerhin reiste Konrad zusammen mit den
Abgesandten des kastilischen Königs nach Carrion, auf halbem Weg zwischen Burgos und
Leon, vielleicht sogar auf der Route, die wir genommen haben. Dort wurde die Hochzeit
gefeiert, und Konrad kehrte nach Deutschland zurück. Weihnachten 1190 sollte Berengaria
zusammen mit der vertraglich vereinbarten Mitgift von schier unglaublichen 1000 (oder je
nach Umrechnung sogar 2000) kg Gold. Aber sie kam nicht: Die antistaufische Partei hatte
die Verbindung hintertrieben, 1191 erklärte der Papst die Ehe für ungültig. Vielleicht war das besser so: Der staufische Kaisersohn Konrad scheint kein Glanzstück der Menschheit gewesen zu sein; er wird als "sinnlich wild und gewalttätig" beschrieben und fand ein unrühmliches Ende. Wir tauchen wieder in der Gegenwart des Jahres 2000 auf, nach 1680 km quer durch Westeuropa, nach 820 Jahren. Es war eine weite Reise, aber sie hat uns die Grundzüge unserer Geschichte vor Augen geführt - der Fleiner wie der europäischen. Und sie hat uns in den langen Etappen auch die langen Zeiträume gezeigt, in denen sich Geschichte entwickelt; vielleicht können wir jetzt ein bisschen besser ermessen, wie lange 820 Jahre sind. |
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